Das Projekt Stolpersteine trägt das Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus in unseren heutigen Alltag und lädt dazu ein, sich aktiv am Gedenken zu beteiligen.
Das Projekt Stolpersteine ist eine neue Form des Gedenkens im öffentlichen Raum – eingebunden in unseren Alltag und vielleicht gerade deshalb besonders eindrücklich. Überall in Berlin „stolpern“ wir vor Hauseingängen über kleine, in den Bordstein eingelassene Messingquadrate. Auf den Gedenktafeln sind die Worte „Hier wohnte…“ mit Namen, Geburts- und Todesdaten eingraviert. Jeder Stolperstein erinnert an einen Menschen, der an diesem Ort gelebt hat und von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet, ins Exil oder in den Suizid getrieben wurde. Um im Gedenken die Familien wieder „zusammenzuführen“ werden auch überlebende Familienangehörige einbezogen.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, so lautet das dem Talmud entlehnte Leitmotiv des Projekts, das der Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen hat.
Zentraler Bestandteil der Stolperstein-Idee ist, dass jeder und jede eingeladen ist, sich zu beteiligen und die Verlegung eines weiteren Steins anzuregen: Dies bedeutet, die Geschichte der Person, an die erinnert werden soll, zu recherchieren (das Stolperstein-Projekt stellt hierfür Informationen zur Verfügung), die Materialkosten für die Verlegung aufzubringen und damit die Patenschaft für den Stein zu übernehmen. So wird das Gedenken zu einem kollektiven Akt, ein Gedenken, das erst durch die Beteiligung der Menschen sichtbar und möglich wird.
Viele Menschen haben bereits die Initiative ergriffen, Anwohner_innen, Angehörige, Schulklassen… Mehr als 4.700 Stolpersteine gibt es derzeit in Berlin, insgesamt sind mehr als 40.000 der persönlichen Mahnmale verlegt worden, an über 860 Orten in Deutschland, außerdem in Österreich, Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Tschechien, Polen, Slowenien, Italien, Norwegen, der Ukraine, der Slowakei, Luxemburg, Russland und Kroatien.
Die Stolpersteine gelten als das weltweit größte dezentrale Mahnmal. Sie tragen die Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in unsere heutige Zeit und sind zugleich ein Aufruf an alle, selbst aktiv zu werden und sich am Gedenken zu beteiligen.
Zur Reflexion: Welche Bedeutung hat das Erinnern an vergangenes Unrecht für unser heutiges Zusammenleben?
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“