Friedensbrücke, Verbindung zwischen 1090 und 1200 Wien
Wie viele Plätze und Strassen in Wien beziehen sich auf Frieden? Und wie viele beziehen sich auf Gewalt?
„In einer Kultur des Friedens sollen Konflikte durch Dialog und Vermittlung bearbeitet werden, Konfrontation soll durch Kooperation ersetzt werden, und es geht um die Überwindung von sozialer und kultureller Ungerechtigkeit und Unterdrückung.“
Die Benennung von Straßen war und ist freilich stets auch Ausdruck der jeweiligen politischen Machtverhältnisse. Sobald der Erste Weltkrieg vorbei war, gingen etwa die in Wien regierenden Sozialisten sukzessive daran, viele Verkehrsflächen, die bislang die Namen von Mitgliedern des Kaiserhauses oder von Heiligen getragen hatten, umzubenennen. Sie erinnerten damit an die Überwindung der reaktionären, katholisch geprägten Habsburgermonarchie: Nicht mehr Kirche und Kaiser sollten nun geehrt werden, sondern der Gedanke an Freiheit, Demokratie und Frieden.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Friedensbrücke, die den Donaukanal zwischen dem 9. und dem 20. Bezirk überspannt. Ihr alter Name war Brigittabrücke (also nach der heiligen Patronin der Brigittenau). Da die Brücke schon längst dem immer stärker werdenden Autoverkehr als nicht mehr sicher standhalten konnte, wurde sie neu errichtet und im Jahr 1926 in Erinnerung an den Friedensschluss von St. Germain „Friedensbrücke“ genannt.
Ein ähnliches Beispiel ist der Schwedenplatz ganz in der Nähe. Der Platz, ursprünglich Franz-Ferdinand-Platz, erhielt seinen neuen Namen als Dank für die grossartigen Hilfsmassnahmen, die Schweden nach dem Ersten Weltkrieg der notleidenden Wiener Bevölkerung zukommen liessen. In der Zeit des „roten Wiens“ der Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre erhielten viele Plätze und Strassen in Wien Namen, die auf humanitäre Hilfe von skandinavischen Ländern Bezug nahmen.
Allerdings sind trotzdem überall in der Stadt die Hinweise auf kriegerische Ereignisse unübersehbar: ob nun Feldherren, Schlachten oder militärische Befestigungsbauten – über dreihundert Strassennamen erinnern an Türkenbelagerungen, napoleonische Kriege oder etwa an die konfessionellen Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts.
Es lohnt sich jedoch, sich auf die Suche nach anderen zu begeben, nach jenen, die ihr Leben in den Dienst der Friedensarbeit und der humanitären Hilfe stellten, jedoch der Mehrheit der Wiener Bevölkerung bisher leider kaum als Namensgeber einer Strasse bekannt sind.