In diesem Haus wurde die Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Pazifistin Hedwig Dohm geboren. In ihren Essays positionierte sie sich für die Emanzipation von Frauen und gegen Militarismus und Kriegseuphorie des Ersten Weltkriegs
Die Schriftstellerin Hedwig Dohm (*1831 †1919) war eine frühe Vordenkerin des Feminismus. In ihren ironisch-humorvollen Schriften forderte sie die Gleichberechtigung der Geschlechter.
Hedwig Dohm musste mit 15 Jahren die Schule verlassen, um im Haushalt zu arbeiten, während ihre Brüder das Gymnasium besuchten. Später machte sie eine Ausbildung zur Lehrerin, heiratete und wurde Mutter von fünf Kindern. In den 1870er Jahren erschienen ihre ersten feministischen Aufsätze, die sie berühmt machten.
Finanzielle Selbständigkeit, so schrieb sie, sei der einzige Weg für Frauen, um nicht im „Ehegefängnis“ zu landen, sondern selbstbestimmt über das eigene Leben zu entscheiden. Hausarbeit und Kinderziehung sollten durch Institutionen erledigt werden, um Müttern zu ermöglichen, weiter ihrem Beruf nachzugehen. Sie war eine der ersten, die geschlechtsspezifische Verhaltensweisen auf kulturelle Prägung statt auf biologische Bestimmung zurückführte.
„Die Menschenrechte haben kein Geschlecht.”
– Hedwig Dohm
Hedwig Dohm forderte das Frauenwahlrecht und gleiche Bildung für Mädchen und Jungen. Sie war Mitbegründerin mehrerer Vereine, die sich für Frauenstudium, sexuelle Aufklärung und die Rechte von Müttern einsetzte. Besonders bekannt geworden ist ihr Essay Die Antifeministen, in dem sie die Ideologien zeitgenössischer Vordenker sezierte und deren Furcht vor dem weiblichen Geschlecht als Verteidigung von Machtansprüchen entlarvte. Mit ihren feministischen Schriften erntete sie heftige Kritik, nicht nur von den „Herrenrechtlern“, sondern auch aus den Reihen der bürgerlichen Frauenbewegung, der ihre Thesen zu radikal waren.
In ihren späten Essays positionierte sich Hedwig Dohm als überzeugte Pazifistin. Sie gehörte zu den wenigen Intellektuellen, die zu Beginn des Ersten Weltkriegs gegen die verbreitete Kriegseuphorie anschrieben.
Die Einführung des Wahlrechts für Frauen in Deutschland erlebte sie noch. Nach ihrem Tod geriet ihr Werk in Vergessenheit und wurde erst von Feministinnen der 1970er Jahre wiederentdeckt. Heute ehrt der Journalistinnen-Bund mit der Hedwig-Dohm-Urkunde jedes Jahr eine Journalistin für ihr frauenpolitisches Engagement.
Zur Reflexion: Wie steht es heute um Chancen und Rechte von Frauen in unserer Gesellschaft?