Rathausplatz, 1010 Wien
Der Rathausplatz, heute meistens mit Massen-Vergnügungsveranstaltungen besetzt, war am 15. Mai 1982 Zentrum eines Sternmarsches.
Zu dieser größten Friedens-Demonstration der Nachkriegszeit kamen Tausende aus allen Bundesländern, strömten in die Hauptstadt und versammelten sich am Rathausplatz zu einer Kundgebung gegen Krieg und Aufrüstung.
Die kurze politische Entspannungsphase der Siebzigerjahre war damals vorüber, das Wettrüsten in West und Ost nahm bislang ungekannte Ausmaße an. Die USA unter Präsident Ronald Reagan steigerten die Ausgaben für Militär enorm (unter anderem für das sogenannte ‚Star-Wars-Programm‘) und die Diskussion um die Stationierung amerikanischer Pershing-Raketen in der BRD wurde heftig geführt.
Als im April 1982 auch noch der Falklandkrieg ausbrach, mobilisierten in Wien nicht weniger als 160 unterschiedliche Organisationen und Parteien (mit Ausnahme der FPÖ) zur großen Friedensdemonstration: Hochschülerschaft, Parteijugend, Kirche, Gewerkschaften, Anti-Atombewegung und viele mehr.
Im Rathauspark steht die Büste von Josef Popper-Lynkeus (1838–1921), der ein engagierter Sozialreformer war. Da ihm als Jude eine wissenschaftliche Karriere in Wien unmöglich war, arbeitete er im Dienst der Eisenbahn und als Privatlehrer. Zusätzlich studierte er Nationalökonomie und entwickelte das Programm ‚Die allgemeine Nährpflicht‘, in dem er seine Vorstellungen von Gerechtigkeit und Menschenwürde beschrieb. Er entwarf eine Gesellschaftsstruktur, in der alle Staatsangehörigen mit einem Existenz-Minimum versorgt werden. Nach einem mehrjährigen Pflicht-Arbeitsdienst erhalten alle Bürgerinnen und Bürger bis zum Lebensende ohne Bedingungen ein Grundeinkommen. Popper ist einer der Vorläufer der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, das mittlerweile aufgrund volkswirtschaftlicher Erkenntnisse als zukünftige ökonomische Struktur unserer Gesellschaft vorausgesagt wird.
„Jedes Jahr wird ein ‚Internationaler Friedensgarten‘ in irgendeiner Stadt angelegt, um die Beiträge dieser Stadt für den Frieden anzuerkennen. Im Jahr 2002 wurde in Wien ein Stück des Rathausparks von der ‚International Peace Gardens Foundation‘ für diesen Friedensgarten bepflanzt und ausgezeichnet.“