Widerhofgasse 5, 1090 Wien
„Organisiert die Welt“ – A.H. Fried
„Pazifisten haben es schwer, gewürdigt zu werden, aber er war nicht nur Pazifist, sondern auch Freimaurer und Jude. Unsere Österreichische Erinnerungskultur ist offenbar mit dieser Kombination überfordert.“
Der andere Friedensnobelpreisträger Österreichs, Alfred Hermann Fried (1864 – 1921), ist in unserem Land vollständig in Vergessenheit geraten. Die einzige Erinnerung an ihn im öffentlichen Leben der Stadt Wien bestand bis vor kurzem in der Friedstrasse, im 21. Bezirk. Und am Urnenfriedhof im Wiener Zentralfriedhof findet man einen Hinweis auf den unermüdlichen Pazifisten. Im Jahr 2011 wurde zur Erinnerung an seine Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis hundert Jahre zuvor eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus in der Widerhofgasse 5, im 9. Bezirk angebracht.
Alfred Hermann Fried war der erste Friedensjournalist und nannte sich so. Er entwickelte aber auch die sozial-wissenschaftliche Friedensforschung, verfasste das „Handbuch der Friedensbewegung“, das bis heute als internationales Standardwerk gilt. Dem gefühlsbetonten „moralischen Pazifismus“ setzte er ein neues Motto entgegen „Organisiert die Welt!“, als Ausdruck wissenschaftlich pazifistischer Haltung.
Anstelle herkömmlicher Friedenssymbole, wie Tauben, Regenbögen oder zerbrochene Schwerter entwickelte er ein neues Emblem: eine Reihe ineinander greifender Zahnräder, um präzise und wissenschaftliche Bedeutungen des Begriffs Frieden zu erfassen. Stets bekannte er sich dabei zum Denken in internationalen Dimensionen. Erst die Bereitschaft, sich selbst und sein Land als Teil einer gleichberechtigten Gemeinschaft zu sehen, könne Kräfte freisetzen, die letztlich der eigenen, nationalen Gemeinschaft zugute kommen würde. Er kam zu dem Schluss:
„Internationalismus ist Patriotismus auf der höchsten Stufe.“
Fried war 27 Jahre jung, als er Kontakt mit Bertha von Suttner aufnahm. Mehr als 20 Jahre lang arbeitete er mit ihr gemeinsam als Friedensforscher. 1911 erhielt er als 47jähriger den Friedensnobelpreis. Zehn Jahre später starb er verarmt in Wien. Mit unglaublichem Arbeitseifer hat er wesentliche Grundlagen für die Friedensforschung und für Friedensjournalismus entwickelt. Einer breiten Öffentlichkeit war er aber bereits zu Lebzeiten kaum bekannt. Heute ist er als Österreicher, der den Friedensnobelpreis erhalten hat, bei uns praktisch vergessen.
Pazifisten haben es schwer, gewürdigt zu werde. Er war aber nicht nur Pazifist, sondern auch Freimaurer und Jude. Unsere Österreichische Erinnerungskultur ist offenbar mit dieser Kombination überfordert.