UNO City / IAEO und Mohamed El Baradei

Wagramerstraße 5, 1220 Wien

In New York, Genf, Nairobi und Wien sind die exterritorialen Institutionen der UNO angesiedelt, die global Frieden schaffen und sichern sollen.

„Friedensbildung ist, das zeigt sich immer wieder, ein Prozess, der je nach Standort der Interessen unterschiedlich gedeutet wird.“

in der Wagramerstraße 5 befindet sich der Gebäudekomplex der Vereinten Nationen, deren wichtigste Aufgabe die Sicherung des Weltfriedens, der Schutz der Menschenrechte und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit ist. Die Vereinten Nationen sind aus den Haager Friedenskonferenzen und dem Völkerbund nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Die Gründung und Entwicklung dieser Organisationen waren stets wichtige Anliegen der Friedensbewegungen. Weltweit arbeiten Organe der UNO seit ihrer Gründung im Juni 1945 im Bemühen um friedliche Verständigung. Mehrmals erhielten Organe der UNO bereits den Friedensnobelpreis.
Drei Personen haben in Österreich den Friedensnobelpreis erhalten. Nach fast 100 Jahren, im Jahr 2005, wurde wieder einem Mann, der in Österreich lebte, der Friedensnobelpreis zugesprochen. Mohamed El Baradei teilte sich den Preis mit seiner Organisation, der IAEO, der Internationalen-Atom-Energie-Organisation.
Das Nobelpreiskomitee in Oslo wählte Mohamed El Baradei als Preisträger für den Friedensnobelpreis wegen dessen mit Zivilcourage offen geäußerter Kritik an der von der US-Regierung publizierten Behauptung, dass atomare Waffenlager im Irak vorhanden seien. Diese angebliche Gefahr war ja die wesentliche Begründung für den von den USA als notwendig erklärten Krieg gegen den Irak.

Mohamed El Baradei hat in der Zeit der Vorbereitungen zum Irak-Krieg das öffentlich ausgesprochen, was Millionen Menschen weltweit meinten und dafür an Demonstrationen und Protestaktionen teilnahmen. Seine unerschrockene Kritik machte ihn zum Ziel scharfer diplomatischer Angriffe von Seiten der US-Regierung.
Mohamed El Baradei wurde 1942 in Ägypten geboren, er begann 1964 eine Karriere als Diplomat, wechselte dann nach New York zu den Vereinten Nationen, 1984 zur Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), wo er 1997 Generaldirektor wurde.
Zweifellos hat das norwegische Komitee zur Entscheidung über die Vergabe des Friedens-Nobelpreises, indem es die Aufmerksamkeit auf das Thema Atomkraft lenkte, wieder dazu beigetragen, an die ungeheure Gefahr dieser Waffen zu erinnern. Aber viele Menschen weltweit, die sich für einen generellen Stopp der Atomenergienutzung einsetzen, sehen die Tätigkeit der IAEO sehr kritisch.

Diese Organisation fördert die friedliche Nutzung von Atomenergie. Die Idee zur Gründung einer solchen Agentur, denn im Englischen heisst sie ‚International Atom Energy Agency‘, wird dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower und seiner ‚Atoms for Peace‘ – Rede 1953 zugeschrieben.
Seit 1957 berät die IAEO weltweit Interessenten mit Geld und Know-how zum Bau von Kernkraftwerken und zur Nutzung von Kernenergie in Medizin, Technik und Landwirtschaft. Mit der Auszeichnung der IAEO hat das Nobelkomitee eine höchst zweifelhafte Entscheidung getroffen.

Der Sitz der IAEO mit den Ressorts Technische Zusammenarbeit, Kernenergie, Nukleare Sicherheit, Verwaltung, Nuklearwissenschaften und Anwendungen sowie Kernmaterialüberwachung (‚Safeguards‘) ist das Vienna International Centre (VIC), allgemein als UNO-City bekannt.

Vienna Int. Center Visitors Service
Individuals and small groups up to 10 persons
Guided tours Mon-Fri at 11am and 2pm
July and August also at 12.30pm
no reservation needed
Phone (+43).01.26.060.3328
Mail tours(at)unvienna.org
Public transport
Underground U1 Kaisermühlen/Vienna International Center

Friedensbrücke

Friedensbrücke, Verbindung zwischen 1090 und 1200 Wien

Wie viele Plätze und Strassen in Wien beziehen sich auf Frieden? Und wie viele beziehen sich auf Gewalt?

„In einer Kultur des Friedens sollen Konflikte durch Dialog und Vermittlung bearbeitet werden, Konfrontation soll durch Kooperation ersetzt werden, und es geht um die Überwindung von sozialer und kultureller Ungerechtigkeit und Unterdrückung.“

Die Benennung von Straßen war und ist freilich stets auch Ausdruck der jeweiligen politischen Machtverhältnisse. Sobald der Erste Weltkrieg vorbei war, gingen etwa die in Wien regierenden Sozialisten sukzessive daran, viele Verkehrsflächen, die bislang die Namen von Mitgliedern des Kaiserhauses oder von Heiligen getragen hatten, umzubenennen. Sie erinnerten damit an die Überwindung der reaktionären, katholisch geprägten Habsburgermonarchie: Nicht mehr Kirche und Kaiser sollten nun geehrt werden, sondern der Gedanke an Freiheit, Demokratie und Frieden.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Friedensbrücke, die den Donaukanal zwischen dem 9. und dem 20. Bezirk überspannt. Ihr alter Name war Brigittabrücke (also nach der heiligen Patronin der Brigittenau). Da die Brücke schon längst dem immer stärker werdenden Autoverkehr als nicht mehr sicher standhalten konnte, wurde sie neu errichtet und im Jahr 1926 in Erinnerung an den Friedensschluss von St. Germain „Friedensbrücke“ genannt.
Ein ähnliches Beispiel ist der Schwedenplatz ganz in der Nähe. Der Platz, ursprünglich Franz-Ferdinand-Platz, erhielt seinen neuen Namen als Dank für die grossartigen Hilfsmassnahmen, die Schweden nach dem Ersten Weltkrieg der notleidenden Wiener Bevölkerung zukommen liessen. In der Zeit des „roten Wiens“ der Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre erhielten viele Plätze und Strassen in Wien Namen, die auf humanitäre Hilfe von skandinavischen Ländern Bezug nahmen.

Allerdings sind trotzdem überall in der Stadt die Hinweise auf kriegerische Ereignisse unübersehbar: ob nun Feldherren, Schlachten oder militärische Befestigungsbauten – über dreihundert Strassennamen erinnern an Türkenbelagerungen, napoleonische Kriege oder etwa an die konfessionellen Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts.
Es lohnt sich jedoch, sich auf die Suche nach anderen zu begeben, nach jenen, die ihr Leben in den Dienst der Friedensarbeit und der humanitären Hilfe stellten, jedoch der Mehrheit der Wiener Bevölkerung bisher leider kaum als Namensgeber einer Strasse bekannt sind.

[:en]

Public transport
Underground U4 Friedensbrücke
Tram 5, 33
Time to the next peace trail station
20 minutes by Underground U4 and U1
67 minutes
[:de]

Öffentliche Verkehrsmittel
U4 Friedensbrücke
Tram 5, 33
Wegzeit zur nächsten Friedensweg-Station
20 Minuten mit der U-Bahn U4 und U1
67 Minuten

 

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Alfred H. Fried

Widerhofgasse 5, 1090 Wien

„Organisiert die Welt“ – A.H. Fried

„Pazifisten haben es schwer, gewürdigt zu werden, aber er war nicht nur Pazifist, sondern auch Freimaurer und Jude. Unsere Österreichische Erinnerungskultur ist offenbar mit dieser Kombination überfordert.“

Der andere Friedensnobelpreisträger Österreichs, Alfred Hermann Fried (1864 – 1921), ist in unserem Land vollständig in Vergessenheit geraten. Die einzige Erinnerung an ihn im öffentlichen Leben der Stadt Wien bestand bis vor kurzem in der Friedstrasse, im 21. Bezirk. Und am Urnenfriedhof im Wiener Zentralfriedhof findet man einen Hinweis auf den unermüdlichen Pazifisten. Im Jahr 2011 wurde zur Erinnerung an seine Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis hundert Jahre zuvor eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus in der Widerhofgasse 5, im 9. Bezirk angebracht.
Alfred Hermann Fried war der erste Friedensjournalist und nannte sich so. Er entwickelte aber auch die sozial-wissenschaftliche Friedensforschung, verfasste das „Handbuch der Friedensbewegung“, das bis heute als internationales Standardwerk gilt. Dem gefühlsbetonten „moralischen Pazifismus“ setzte er ein neues Motto entgegen „Organisiert die Welt!“, als Ausdruck wissenschaftlich pazifistischer Haltung.
Anstelle herkömmlicher Friedenssymbole, wie Tauben, Regenbögen oder zerbrochene Schwerter entwickelte er ein neues Emblem: eine Reihe ineinander greifender Zahnräder, um präzise und wissenschaftliche Bedeutungen des Begriffs Frieden zu erfassen. Stets bekannte er sich dabei zum Denken in internationalen Dimensionen. Erst die Bereitschaft, sich selbst und sein Land als Teil einer gleichberechtigten Gemeinschaft zu sehen, könne Kräfte freisetzen, die letztlich der eigenen, nationalen Gemeinschaft zugute kommen würde. Er kam zu dem Schluss:

„Internationalismus ist Patriotismus auf der höchsten Stufe.“

Fried war 27 Jahre jung, als er Kontakt mit Bertha von Suttner aufnahm. Mehr als 20 Jahre lang arbeitete er mit ihr gemeinsam als Friedensforscher. 1911 erhielt er als 47jähriger den Friedensnobelpreis. Zehn Jahre später starb er verarmt in Wien. Mit unglaublichem Arbeitseifer hat er wesentliche Grundlagen für die Friedensforschung und für Friedensjournalismus entwickelt. Einer breiten Öffentlichkeit war er aber bereits zu Lebzeiten kaum bekannt. Heute ist er als Österreicher, der den Friedensnobelpreis erhalten hat, bei uns praktisch vergessen.
Pazifisten haben es schwer, gewürdigt zu werde. Er war aber nicht nur Pazifist, sondern auch Freimaurer und Jude. Unsere Österreichische Erinnerungskultur ist offenbar mit dieser Kombination überfordert.

Public transport
Tram 5, 33, 37, 38, 40, 41, 42
Time to the next peace trail station
12 minutes

Franz Jägerstätter

Votivkirche, Universitätsring 1, 1090 Wien

Widerstand gegen ein totalitäres Regime zu leisten, erfordert enorm viel Mut.

„…das, was wir Frieden nennen, das ist der Krieg … Der Krieg, der wirkliche Krieg, ist nur die Explosion dieses Krieges, der der Frieden ist.“
– Ingeborg Bachmann

In der Votivkirche erinnert eines der hohen Kirchenfenster in leuchtenden Farben an Franz Jägerstätter (1907 – 1943), einen Österreicher, der in christlicher Überzeugung und Zivilcourage den Kriegsdienst im Nationalsozialismus verweigert hatte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 lehnte er das ihm angebotene Amt des Bürgermeisters ab. Bei der Volksabstimmung über den Anschluss am 10. April gab er als Einziger in seinem Ort mit Zivilcourage eine Nein-Stimme ab. Die Wahlbehörde unterschlug diese Gegenstimme und meldete aber 100% Zustimmung für den Anschluss. Diesen Tag bezeichnete er in mutigem zivilem Ungehorsam als den „Gründonnerstag Österreichs“, denn „dort ließ sich die Kirche Österreichs gefangen nehmen“.
Die negativen Eindrücke über den Nationalsozialismus und das sogenannte Euthanasieprogramm, von dem er erfahren hatte, festigten seinen Entschluss, nicht zum Militär einzurücken. Trotz Gefangenschaft und Folter blieb Franz Jägerstätter seinem Gewissen treu. Er wurde am 9. August 1943 hingerichtet. Ihm wurde eines der schönen Fensterbilder in der Votivkirche zum Gedenken gewidmet und seit 1993 gibt es im 14. Bezirk auch die Jägerstätterstrasse.
Zur Jahreswende 2012-13 besetzten Asylwerber die Votivkirche als ein „Refugee Protest Camp“, um auf ihre menschenunwürdige Lage als Langzeit-Asylwerber hinzuweisen. Sie wurden von der Caritas und einzelnen NGOs unterstützt und ’notdürftig‘ versorgt.
In den Medien wurde der Protest sehr unterschiedlich dargestellt und kommentiert. Die Öffentlichkeit wurde immerhin auf die Problematik aufmerksam. Trotzdem beendeten die Asylwerber nach 2 Monaten Protest-Besetzung in winterlicher Kälte und einem langen Hungerstreik mehrerer Protestierender ihre Aktion, ohne jegliche grundlegende Verbesserungen ihrer Situation erreicht zu haben.

Public transport
Tram 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44
Time to the next peace trail station
15 minutes

Sigmund Freud park

Sigmund Freud Park, 1090 Wien

Touristen, Studierende der nahen Universität, Familien, – das bunte Leben bevölkert diesen Park.

Im Sigmund Freud Park vor der Votivkirche enthüllte Bürgermeister Dr. Helmut Zilk am 6. Mai 1985 einen Gedenkstein. Unter den Buchstaben Psi und Alpha – von Freud als Abkürzung für ‚Psychoanalyse‘ verwendet, steht: ‚Die Stimme des Intellekts ist leise‘. Dieses Freud-Zitat lautet im Original:

„Die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat. Am Ende, nach unzähligen oft wiederholten Abweisungen, findet sie es doch. Dies ist einer der wenigen Punkte, in denen man für die Zukunft der Menschheit optimistisch sein darf.“

Friedenswissenschaft erforscht auch psychodynamisches Geschehen, das jenseits der sachlichen Ebenen die Entscheidungsprozesse und Strukturen wesentlich mitbestimmt. In einem bewegenden Briefwechsel haben sich Sigmund Freud und Albert Einstein 1932 mit der Frage ‚Warum Krieg?‘ auseinandergesetzt. Die Frage Albert Einsteins war, ob es irgendeinen Weg geben könnte, die Menschen von dem Verhängnis des Krieges zu befreien?
Sigmund Freud verwies auf den Zusammenhang von Recht und Gewalt in der Geschichte der Menschheit. Individuelle Gewalt werde im Lauf der gesellschaftlichen Entwicklung von institutionalisierten Formen abgelöst. ‚Kultur ist Triebverzicht‘ meinte Sigmund Freud. Seit jeher fördere dieser Prozess die Zivilisation und arbeite auch gegen den Krieg.
Sigmund Freud (1856 – 1939) war Nervenarzt und entwickelte die Psychoanalyse. Mit dieser Methode kann das Unbewusste im Menschen verstehbar werden. Als Jude waren Freuds Karrieremöglichkeiten in Wien sehr eingeschränkt und mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wurde er trotz seiner internationalen Berühmtheit bedroht. Ihm gelang die Flucht nach England.

Public transport
Underground U2 Universität
Tram 1, 2, D, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 71
Bus 1A
Time to the next peace trail station
3 minutes

IVB und andere NGOs

Schottengasse 3, 1010 Wien

Die Bereitschaft zu persönlichem Engagement und aktiver Friedensarbeit

Diese Adresse hat Tradition. Dort war der ‚Internationale Versöhnungsbund‘ über viele Jahre beheimatet. Der IVB ist der österreichische Zweig des ‚International Fellowship of Reconciliation‘, der ersten ökumenischen Friedensbewegung Europas, gegründet 1914. Heute sind Menschen aller Religionen aus mehr als 40 Ländern weltweit Mitglieder dieser Vereinigung, die sich für Frieden in verschiedensten Aktionen einsetzt und Schulung für gewaltfreie Regelung von Konflikten anbietet. Der österreichische Zweig des ‚IVB‘ wurde 1921 gegründet. Heute teilen sich mehrere Organisationen dieses Büro: Service Civil International (Internationaler Zivildienst); Deserteurs- und Flüchtlings Beratung; Arge Wehrdienstverweigerung und KAMA (Kursangebote von AsylwerberInnen, MigrantInnen und Asylberechtigten).

„In den meisten der zahlreichen Nicht-Regierungs-Organisationen, Vereinen und Gruppierungen, die sich für aktiven Frieden einsetzen, arbeiten Freiwillige und leisten ihre Arbeit oft unentgeltlich.“

Die Bedeutung von Friedensaktivitäten für die Erhaltung und Entwicklung der Demokratie ist vielen Menschen noch nicht bewusst. Bezeichnend dafür ist die kaum wahrgenommene ‚Friedensdekade‘, die im Jahr 1998 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig für den Zeitraum von 2001 bis 2010 als ‚Internationale Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder dieser Welt‘ beschlossen wurde. Die Ziele dieser Dekade wurden in der Resolution A/53/L25 erklärt: Bildung, Ernährung, Recht, Geborgenheit, Gesundheit und Würde müssen für die Kinder dieser Welt auf individueller, staatlicher und globaler Ebene gesichert werden.
Die weltweit von der UNESCO unterstützten Aktionen für diese ‚Friedensdekade‘ wurden aber – nicht nur in Österreich – über den Kreis der engagierten Gruppen hinaus kaum wahrgenommen. Die Medien, Fernsehen, Radio und Printmedien bringen nur äußerst selten Informationen und Nachrichten zum Thema Frieden.

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Public transport
Underground U2 Universität
Tram 1, 2, D, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 71
Bus 1A
Time to the next peace trail station
6 minutes
[:de]

Öffentliche Verkehrsmittel
U2 Universität
Tram 1, 2, D, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 71
Bus 1A
Wegzeit zur nächsten Friedensweg-Station
6 Minuten

 

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Bertha Zuckerkandl

Palais Lieben-Auspiez, Universitätsring 4, 1010 Wien

Kunst und Geist für die Völkerverständigung im Palais Lieben-Auspiez

„Sie engagierte sich für die Hoffnung auf Frieden durch kulturellen Austausch, durch grenzüberschreitende Kunst in Vielfalt, die den Unterschied der einzelnen Länder nicht verwischt, sondern für Neues nutzt.“

Ein paar Stockwerke über dem Café Landtmann kamen einst internationale Künstler und Freidenker im Salon der Berta Zuckerkandl (1864 – 1945) zusammen. Sie setzte sich für viele Richtungen der damals modernen Kunst ein und engagierte sich für eine Politik des Friedens und der Völkerverständigung.
1864 war sie in einer wohlhabenden jüdischen Wiener Familie mit engstem Kontakt zum kaiserlichen Hof geboren worden. Der Vater Moritz Szeps war nicht nur ein einflussreicher Journalist, sondern auch ein Vertrauter des Kronprinzen Rudolf, der sich aktiv gegen die allzu konservative Politik des Kaiserhauses, seiner eigenen Familie, stellte. Rudolf vertrat eine demokratische Gesinnung und unterstützte, so weit es in seiner Macht lag, die liberalen Medien seiner Zeit. 1889 erschoss er sich mit seiner Freundin in Mayerling.
Berta Zuckerkandl setzte die liberale Haltung ihres Elternhauses vor allem in ihrer täglichen Kolumne im ‚Neuen Wiener Journal‘ fort. Sie war eine erbitterte Gegnerin von Kanzler Engelbert Dollfuß, der nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 (gegen die Arbeiterbewegung) in Österreich den austrofaschistischen Ständestaat errichtete. 1938, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flüchtete Berta Zuckerkandl nach Paris.
Nach der Okkupation von Paris durch die Deutsche Wehrmacht im Sommer 1940 entschloss sich die 76-Jährige zur nächsten Flucht und erreichte Algier, wo sich ihr Sohn aufhielt. Nach der Befreiung Nordafrikas appellierte sie über eine von den Alliierten eingerichtete Radiostation wieder für Frieden und Völkerverständigung. 1945 kehrte sie nach Paris zurück, konnte noch die Niederlage des Dritten Reiches der Nationalsozialisten erleben, starb aber im Oktober des gleichen Jahres in Paris. Eine Gedenktafel am Palais Lieben-Auspiez erinnert an diese mutige Frau.

Public transport
Tram 1, 71, D
Time to the next peace trail station
4 minutes

Rathausplatz und Rathauspark

Rathausplatz, 1010 Wien

Der Rathausplatz, heute meistens mit Massen-Vergnügungsveranstaltungen besetzt, war am 15. Mai 1982 Zentrum eines Sternmarsches.

Zu dieser größten Friedens-Demonstration der Nachkriegszeit kamen Tausende aus allen Bundesländern, strömten in die Hauptstadt und versammelten sich am Rathausplatz zu einer Kundgebung gegen Krieg und Aufrüstung.
Die kurze politische Entspannungsphase der Siebzigerjahre war damals vorüber, das Wettrüsten in West und Ost nahm bislang ungekannte Ausmaße an. Die USA unter Präsident Ronald Reagan steigerten die Ausgaben für Militär enorm (unter anderem für das sogenannte ‚Star-Wars-Programm‘) und die Diskussion um die Stationierung amerikanischer Pershing-Raketen in der BRD wurde heftig geführt.
Als im April 1982 auch noch der Falklandkrieg ausbrach, mobilisierten in Wien nicht weniger als 160 unterschiedliche Organisationen und Parteien (mit Ausnahme der FPÖ) zur großen Friedensdemonstration: Hochschülerschaft, Parteijugend, Kirche, Gewerkschaften, Anti-Atombewegung und viele mehr.

Im Rathauspark steht die Büste von Josef Popper-Lynkeus (1838–1921), der ein engagierter Sozialreformer war. Da ihm als Jude eine wissenschaftliche Karriere in Wien unmöglich war, arbeitete er im Dienst der Eisenbahn und als Privatlehrer. Zusätzlich studierte er Nationalökonomie und entwickelte das Programm ‚Die allgemeine Nährpflicht‘, in dem er seine Vorstellungen von Gerechtigkeit und Menschenwürde beschrieb. Er entwarf eine Gesellschaftsstruktur, in der alle Staatsangehörigen mit einem Existenz-Minimum versorgt werden. Nach einem mehrjährigen Pflicht-Arbeitsdienst erhalten alle Bürgerinnen und Bürger bis zum Lebensende ohne Bedingungen ein Grundeinkommen. Popper ist einer der Vorläufer der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, das mittlerweile aufgrund volkswirtschaftlicher Erkenntnisse als zukünftige ökonomische Struktur unserer Gesellschaft vorausgesagt wird.

„Jedes Jahr wird ein ‚Internationaler Friedensgarten‘ in irgendeiner Stadt angelegt, um die Beiträge dieser Stadt für den Frieden anzuerkennen. Im Jahr 2002 wurde in Wien ein Stück des Rathausparks von der ‚International Peace Gardens Foundation‘ für diesen Friedensgarten bepflanzt und ausgezeichnet.“

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Public transport
Tram 1, 2, 71, D
Time to the next peace trail station
4 minutes
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Parlament

Dr. Karl Renner Ring 2, 1010 Wien

Demokratie erfordert, auch für die Entscheidungen Verantwortung zu übernehmen, für die man sich selbst nicht entschieden hätte.

„Ziel menschlichen Strebens und gemeinschaftlichen Handelns sowie Ziel staatlicher Gesetzgebung sollte der Friede sein“
– Barbara Prammer, Präsidentin des Nationalrates

Der historische Sitzungssaal des 1883 fertig gestellten Reichsratsgebäudes, das wir heute Parlament nennen, bot für die Abgeordneten von der Bukowina bis Dalmatien Platz, wird aber heute meistens nur für Sitzungen der Bundesversammlung und für Staatsakte, bei denen beide Kammern des Parlaments anwesend sind, genutzt.
In diesem Saal befindet sich ein Gemäldefries von August Eisenmenger (18301907) Er war ein österreichischer Historien- und Porträtmaler in der Epoche der Ringstraßen- bzw. Gründerzeit. 1885 vollendete er den Zyklus friesartiger Kompositionen über die ‚Entstehung des modernen Staatswesens aus ungeordneten Verhältnissen‘, der im Sitzungssaal bis heute original erhalten ist. Ein Abschnitt über die ‚Segnungen des Friedens‘ verweist auf die Bedeutung dieses Themas. Frieden wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert zum Bezugspunkt engagierter Politik, zum höchsten Ziel der Hoffnungen auf eine neue gesellschaftliche Ordnung.
Die humanistische und tolerante Tradition der Aufklärung hat das Fundament dafür gelegt, dass zwischen den nationalen und globalen Interessen Brücken gebaut werden müssen. Ein Beispiel für diesen Wandel in der Staatsräson ist die Bedeutung der Interparlamentarischen Union (gegründet 1889 in Paris), die seit 1903 immer wieder in Wien tagt. Zentrale Anliegen der Interparlamentarischen Union sind die Verankerung, Förderung und Entwicklung demokratischer Einrichtungen und die Sache des Friedens und der Zusammenarbeit auf globaler Ebene zu fördern. Der österreichische Zweig der IPU wurde von Bertha von Suttner mit begründet. Heute leitet jeweils der oder die Parlamentspräsident(in) den nationalen Zweig der IPU.

[:en]

Additional information
Phone (+43).0810.312.560
Mail services(at)parlament.gv.at
Guided tours here
Public transport
Underground U2, U3 Volkstheater
Tram 46, 49, 71, 1, 2, D
Bus 48A, 2A
Time to the next peace trail station
4 minutes
[:de]

Weitere Informationen
Telefon (+43).0810.312.560
Email services(at)parlament.gv.at
Parlamentsführungen hier klicken
Öffentliche Verkehrsmittel
U2, U3 Volkstheater
Tram 46, 49, 71, 1, 2, D
Bus 48A, 2A
Wegzeit zur nächsten Friedensweg-Station
4 Minuten

 

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Demokratiewerkstatt

Dr. Karl Renner Ring 1, 1010 Wien

Demokratie spielerisch lernen, um sich dann ernsthaft zu engagieren.

„Um soziale Kompetenzen zu lernen, sind konkrete Erfahrungen notwendig. Deshalb werden in der Demokratiewerkstatt greifbare Ergebnisse durch Mitbestimmung und im gemeinsamen Prozess erarbeitet, – anschliessend im Internet veröffentlicht.“

Im Palais Epstein befindet sich die Demokratiewerkstatt. Diese, dem Parlament zugeordnete Institution wurde zur Förderung von Verständnis, Interesse und demokratiepolitischem Knowhow für die Altersgruppe 8-14 Jahre als Experimentierfeld und Werkstatt gegründet. In allen Angeboten geht es hier um die spielerische Herangehensweise an Basisthemen der Demokratie, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, in Eigenverantwortung und mit Kompetenz gesellschaftlich politisches Engagement zu entwickeln.

Der notwendige Wandel von einem veralteten Klassendenken, das sich auf militärische Macht stützt, zu einer Gemeinschaft freier und gleicher Bürgerinnen und Bürger bedarf eines geistigen Umdenkens.
Wie andere Verhaltensregeln werden auch politische Gewohnheiten in der familiären Erziehung weiter gegeben und in der Schulbildung angeeignet. Um den Prozess zur Demokratiebildung zu unterstützen und die politisch notwendige Partizipation zu fördern, bietet die Demokratiewerkstatt des Parlaments entsprechende Lern- und Erfahrungsangebote an.

Barbara Prammer, die seit Oktober 2006 erste Nationalratspräsidentin war, und in der politischen Hierarchie in Österreich direkt nach dem Bundespräsidenten stand, engagierte sich besonders für Demokratiebildung. Sie unterstützte im Rahmen ihrer politischen Aktionsmöglichkeiten aus Überzeugung Bildungsangebote zur Förderung von Interesse und Bewusstsein für demokratische Grundregeln – und damit auch entscheidend die Möglichkeiten für aktiven Frieden.

[:en]

Registration for workshops
School classes or individuals
Mon-Fri 9am-3pm
Phone (+43).01.40.110.2930
Mail demokratiewerkstatt(at)parlament.gv.at
Public transport
Underground U2, U3 Volkstheater
Tram 46, 49, 71, 1, 2, D
Bus 48A, 2A
Time to the next peace trail station
1 minute
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