Votivkirche, Universitätsring 1, 1090 Wien
Widerstand gegen ein totalitäres Regime zu leisten, erfordert enorm viel Mut.
„…das, was wir Frieden nennen, das ist der Krieg … Der Krieg, der wirkliche Krieg, ist nur die Explosion dieses Krieges, der der Frieden ist.“
– Ingeborg Bachmann
In der Votivkirche erinnert eines der hohen Kirchenfenster in leuchtenden Farben an Franz Jägerstätter (1907 – 1943), einen Österreicher, der in christlicher Überzeugung und Zivilcourage den Kriegsdienst im Nationalsozialismus verweigert hatte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 lehnte er das ihm angebotene Amt des Bürgermeisters ab. Bei der Volksabstimmung über den Anschluss am 10. April gab er als Einziger in seinem Ort mit Zivilcourage eine Nein-Stimme ab. Die Wahlbehörde unterschlug diese Gegenstimme und meldete aber 100% Zustimmung für den Anschluss. Diesen Tag bezeichnete er in mutigem zivilem Ungehorsam als den „Gründonnerstag Österreichs“, denn „dort ließ sich die Kirche Österreichs gefangen nehmen“.
Die negativen Eindrücke über den Nationalsozialismus und das sogenannte Euthanasieprogramm, von dem er erfahren hatte, festigten seinen Entschluss, nicht zum Militär einzurücken. Trotz Gefangenschaft und Folter blieb Franz Jägerstätter seinem Gewissen treu. Er wurde am 9. August 1943 hingerichtet. Ihm wurde eines der schönen Fensterbilder in der Votivkirche zum Gedenken gewidmet und seit 1993 gibt es im 14. Bezirk auch die Jägerstätterstrasse.
Zur Jahreswende 2012-13 besetzten Asylwerber die Votivkirche als ein „Refugee Protest Camp“, um auf ihre menschenunwürdige Lage als Langzeit-Asylwerber hinzuweisen. Sie wurden von der Caritas und einzelnen NGOs unterstützt und ’notdürftig‘ versorgt.
In den Medien wurde der Protest sehr unterschiedlich dargestellt und kommentiert. Die Öffentlichkeit wurde immerhin auf die Problematik aufmerksam. Trotzdem beendeten die Asylwerber nach 2 Monaten Protest-Besetzung in winterlicher Kälte und einem langen Hungerstreik mehrerer Protestierender ihre Aktion, ohne jegliche grundlegende Verbesserungen ihrer Situation erreicht zu haben.